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Ich umarme den Nerd in mir

Was ich mit meinem alten (2009) Netbook heute (2024) noch mache

Ausgangssituation:

Ich besitze noch ein altes Medion-Netbook (Medion Akoya E1212, auch erhältlich als “MSI Wind”). Das hatte ich mir 2009 zugelegt. Sollte mich vor allem auf Reisen als Notebook-Ersatz für Webbrowsing, Mail und Notizen begleiten. Den Job hat es damals ganz OK erledigt, auch wenn die Geschwindigkeit immer schon zu wünschen übrig ließ. Die groben Tech-Specs:

  • Intel Atom N270-Prozessor 1,6GHz, Single Core. Unterstützt nur 32bit (i386)
  • 160GB HDD
  • 1 GB DDR2 RAM
  • 1024×600 Display
  • Wifi, Ethernet, 2xUSB 1, 1xUSB 2.0, Card-Reader, Audiobuchsen, VGA-out, Bluetooth nur über Dongle

Ausgeliefert wurde das mit Windows XP. Als der Support dafür auslief, installierte ich über die Zeit verschiedene Linux-Varianten darauf. Die HD wurde irgendwann durch eine SATA SSD ersetzt. Aber auch viele Linux-Distros stellten ja irgendwann den Support für die i386-Architektur ein und waren nur noch als 64bit-Variante existent. Trotzdem fand ich die Kombi aus für mich guter Tastatur, eingebautem Bildschirm und langer Akkulaufzeit (mein Modell hat den größeren 6-Zellen-Akku) auch heute noch zu schade zum Wegschmeißen. Aber das Netbook lag über Jahre eigentlich nur noch im Schrank.

Was ich wollte:

Eine Linux-Distro finden, die noch i386 unterstützt und mit den geringen Ressourcen klar kommt. Und die für mich gut genug anwendbar ist. Ich hatte in der Vergangenheit schon einiges ausprobiert: Lubuntu, Xubuntu, Puppy-Linux… und sicher noch ein paar, die ich mittlerweile vergessen habe. Die meisten kamen dann doch mit den wenigen Ressourcen nicht mehr so gut klar, waren (für mich) zu umständlich oder meiner Meinung nach nicht anwenderfreundlich genug. Oder die Distributionen haben irgendwann die 32-bit-Architektur nicht mehr unterstützt.

Dass ich mit dem Netbook keine Bäume würde ausreißen können, war mir klar. Youtube oder moderne Webseiten würden ein Problem bleiben.

Aber so etwas ist ja eine Frage des Anspruchs.

Ich wollte etwas, auf dem ich „Pico-8“ laufen lassen konnte. Das ist eine Fantasie-Spielekonsole, also ein Gerät, dass es nie physisch gab, sondern dass von Grund auf als Emulator geplant war, aber mit eingebauten Limitierungen, ähnlich einer Konsole oder einem Home-Computer aus den Achtzigern. Das Software-Paket kommt komplett mit Entwicklungsumgebung und dem Zugang zu einer Unmenge von der Community programmierten Spielen. Nach einem Antesten fand ich das Konzept faszinierend. Das war mein primärer Anwendungsfall.

Dann sollte noch der Atari800-Emulator laufen, um die Spiele meiner Kindheit spielen zu können. Mein erster Computer war ein Atari 600XL. Ich habe jede Menge Disk-Images dafür und nutze den Emulator auch auf meinen anderen Rechnern.

Dann fiel mir noch „Focuswriter“ ein, ein ablenkungsfreies Schreibprogramm. Das habe ich auch schon auf meinen anderen Rechnern und mag das sehr gerne.

Und schließlich noch der (wie ich finde) großartige AltairZ80-Emulator. Den muss man ja über ein Terminal ansprechen, dafür habe ich mir noch cool-retro-term heruntergeladen, bei dem kann man die Anzeige in Richtung altes CRT-Terminal aussehen lassen. Zork 1-3 auf einem CP/M-Rechner spielen, mehr Retro geht doch kaum.

Und noch etwas fiel mir ein: Basilisk2, ein Mac-Emulator. Ich habe ein Abbild der 500MB-Platte meines alten Powerbooks 190cs als File, das kann ich im Emulator booten. Auf meinen moderneren Rechnern kein Problem, aber ob das auch das schmalbrüstige Netbook schafft?

Also: hoher Spaßfaktor und ein bisschen Produktivität. Für Pico-8 will ich auf jeden Fall ein Mondlande-Spiel schreiben.

Was habe ich dafür gemacht:

Erst mal eine günstige SATA-SSD erstanden, die letzte, die ich darin verbaut hatte, war mittlerweile in einen anderen Rechner gewandert. Jetzt sind da etwas überdimensionierte 220GB drin.

Bei der Suche nach einem OS bin ich dann auf Q4OS gestoßen. Seltsamer Name und für mich auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbares Konzept: Die Standard-Desktop-Umgebung basiert auf einem alten KDE und erinnert an Windows XP. Hat allerdings den Vorteil, dass hier für ein lauffähiges System nicht mehr als rund 200 MB RAM genutzt werden, mit ein paar zusätzlichen Paketen werden bei mir nach Systemstart rund 250 MB RAM belegt. Nice.

Das Design dieses “Trinity Desktop Environments” passt zwar zum Notebook, das ja damals mit XP ausgeliefert wurde, besonders nutzerfreundlich finde ich das nicht. Aber: das OS kommt mir nicht zu sehr in die quere, alles funktioniert und ich kann alles passend einstellen. Mehr will ich ja gar nicht.

Q4OS basiert auf Debian, welches aktuell weiterhin eine 32Bit-Version anbietet. Q4OS supportet bietet auf dieser Grundlage eine 32- und eine 64-bit Version. Richtet sich ja auch explizit an Nutzer leistungsschwacher Maschinen.

Als Webbrowser habe ich zusätzlich Falkon installiert, der läuft so einigermaßen. Das Nadelöhr ist hier der Prozessor, der beim Öffnen von Webseiten direkt zu 100% ausgelastet ist.

Aber um auch auf dem Netbook mal eine Info nachzuschlagen reicht es.

Um Dateien mit der Cloud auszutauschen habe ich den Dropbox-Daemon installiert, den es ebenfalls noch für 32Bit gibt. Den starte ich allerdings nur manuell, wenn ich was synchronisieren will, sonst ist der mir zu speicherhungrig. Auch wenn ich den Hauptspeicher aktuell auf die maximal möglichen 2(!) GB aufgerüstet habe.

Wie klappt es:

Besser als erwartet. Pico-8 läuft super, sowohl die Spiele selbst als auch die Entwicklungsumgebung. Mache da gerade ein Tutorial mit, die ersten Zeilen Code existieren schon. Atari-Emulator läuft auch astrein, das war mir aber klar. Focuswriter, Altair-Emulator – alles kein Problem.
Basilisk2 läuft auch, ich boote da mein Festplattenabbild mit MacOS 7.5.5, Basilisk emuliert einen Quadra 900 mit 128MB RAM. Funktioniert für die meisten Anwendungsfälle flott genug, aber wenn man z.B. Marathon 2 spielen will, dann stößt das an seine Leistungsgrenzen.
Aber ich mache oft genug den Fehler, erst klein anzufangen und dann doch immer mehr zu wollen und die Dinge dann zu sehr aufzublasen. Eigentlich wollte ich ja nur eine Pico-8-Maschine. Ist dann doch wieder mehr geworden. Aber egal, gerade das basteln und konfigurieren macht mir ja Spaß.

Was steht an:

Spielen und Spaß haben. Eigentlich. Jetzt beschäftige ich mich gerade mit Markdown und finde Focuswriter fast schon überdimensioniert. Habe auch den Daemon für die Dropbox wieder heruntergeschmissen und greife auf die Cloud mit Rclone und dem Rclone-Browser zu. Ghostwriter scheint mir auch ein netter Markdown-Editor zu sein… ich kann einfach kein Ende finden. Aber, wie schon gesagt, dass ist für mich ja auch ein Teil des Vergnügens an der Sache.

Back To Life

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Wie ich meinen alten Mac auf mein aktuelles Linux-Notebook brachte

Corona regiert die Welt. Wir geben uns alle gerade redlich Mühe, die Anstiegskurve der Anzahl der Infizierten so flach wie möglich zu halten. Wir schreiben den 22. März 2020 und ich sitze um zwei Uhr morgens an meinem Schreibtisch, von dem ich, da ich jetzt aus dem Home Office arbeite, die letzten Tage kaum aufgestanden bin. Abends gehe ich nicht mehr raus, zum einen, weil wir alle aufgefordert sind, die sozialen Kontakte im „Real Life“ so gering wie möglich zu halten, zum anderen: Was sollte man auch machen?  Back To Life weiterlesen